Zwei Ausstellungen zu Kultur und Gegenwart der Sinti in Norddeutschland

Nienburg zeigt Gesicht für Vielfalt und Demokratie – gegen Rechtsextremismus

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Viele Nienburgerinnen und Nienburger haben sich Anfang April über die im Internet verbreitete Erklärung einer im Landkreis agierenden rechtsextremen Partei geärgert. Dort wurde das „Weser-Aller-Bündnis: Engagiert für Demokratie und Zivilcourage (WABE)“ diffamiert und verleumdet. Indirekt wurden dadurch von Rassismus, Antisemitismus und Antiziganismus und generell von Neonazi-Parolen betroffene Menschen beleidigt und in die kriminelle Ecke gestellt. Wir nehmen Artikel 1 des Grundgesetzes ernst: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt. Deshalb laden wir alle Bürgerinnen und Bürger, die das deutsche Grundgesetz bejahen, am 16. Mai 2018 um 18:30 Uhr ins Rathaus Nienburg ein. In Erinnerung an den Widerstand der Sinti und Roma im Familienlager Auschwitz-Birkenau wollen wir ein Zeichen setzen. Für Vielfalt und Demokratie. Gegen den Rechtsextremismus. Für 100 Prozent Menschenwürde.

2Arbeitskreis Gedenken in Kooperation mit dem Fachbereich Bildung, Sport und Soziales Stadt Nienburg, Marktplatz 1, 31582 Nienburg, 05021 87425, 0151 1728 7826 mizva@thomasgatter.eu                                                                                  Kooperationspartner des Forums für Sinti und Roma Hannover

Unterstützt von: Stadt Nienburg, Weser-Aller-Bündnis Engagiert für Demokratie (WABE), Nie wieder e.V., 1. Sinti-Verein Ostfriesland, Heimatverein Leer, Heimatmuseum Leer

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Mer Ketne

Mindener Sinti-Verein eröffnet neues Informationszentrum mit Dauerausstellung über Porrajmos

Am kommenden Samstag (29. Oktober) eröffnet der Verein Deutscher Sinti e.V. Minden sein neues Bildungs- und Informationszentrum in der Mindener Innenstadt. Dabei wartet der Verein mit einem Höhepunkt auf, der nicht nur die Mindener Sinti und Roma interessieren wird. Die Auftaktveranstaltung des Zentrums schließt die Eröffnung einer Dauerausstellung über die Geschichte des Porrajmos ein. Die umfassende und wissenschaftlich fundierte Ausstellung beruht auf einer Dokumentation, die auf der Expo Hannover gezeigt und jetzt für die neuen Räume in Minden umgearbeitet wurde. Minden verdankt diese wichtige Ergänzung seiner Stadtkultur dem ehemaligen Boxer und erfolgreichen Boxtrainer Oswald Marschall, der seit 2015 den Zentralrat der Deutschen Sinti und Roma in Berlin vertritt. Daneben ist er 1. Vorsitzender des Mindener Vereins.

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Der Mindener Oswald Marschall vertritt die Sinti und Roma in vielen Gremien auf Bundesebene und ist Leitender Referent des Zentralrats der Sinti und Roma in Berlin (Foto newiki)

Die Veranstaltung am Samstag, die um 15 Uhr in der Königstraße 3 beginnt, gibt den Teilnehmenden zugleich viel Gelegenheit zum Austausch über die Situation der Sinti und Roma in Deutschland und deren mögliche Verbesserung. Nach wie vor ist die Haltung der Mehrheitsgesellschaft gegenüber der anerkannten nationalen Minderheit der Sinti von Rassismus und Antiziganismus geprägt. Insbesondere die Bildungsintegration lässt zu wünschen übrig. Vorurteile und rassistische Klischees beherrschen die Haltung der Bevölkerungsmehrheit gegenüber den Sinti. Häufig werden sie kriminalisiert, während ihr verfassungsmäßiger Anspruch auf Gleichheit vor dem Gesetz – offen oder versteckt – verweigert wird. Gleichzeitig wirkt die Ausgrenzung aus Bildungs-, Ausbildungs- und Berufschancen wie eine self-fulfilling prophecy (eine Vorhersage, die selbst dafür sorgt, dass sie eintritt). Die systematische Benachteiligung drängt die Betroffenen an den Rand der Gesellschaft, ins soziale Abseits und in Milieus, die abweichendes Verhalten und Rechtsbrüche begünstigen, ja sogar zwangsläufig machen. All diese Sachverhalte und ihre beklagenswerten Folgen betreffen ebenso die Roma in Deutschland – im Allgemeinen nur noch schlimmer.

In drei Workshops, zu denen sich zahlreiche prominente VertreterInnen aus Politik und Bildung Nordrhein-Westfalens angesagt haben, sollen diese Themen offen zur Sprache kommen. Die Mindener Sinti wollen aber nicht nur Schlimmes beklagen, sondern nach vorn sehen. Das Bildungszentrum hat sich mit dem Projekt “Mer Ketne – Wir zusammen” das Ziel gesetzt, zwar über Diskriminierung und Chancen-Ungleichheit aufzuklären, aber auch Wege aufzuzeigen, wie diese zu überwinden sind und mehr gesellschaftliche Teilhabe zu erreichen ist.

Die Veranstaltung ist öffentlich, Besucherinnen und Besucher auch von außerhalb Mindens sind willkommen!

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