Nienburger Sinti gründen Verein und vernetzen sich

Musikalisches Highlight auf der Netzwerktagung im Kulturwerk: das Ramon Rose Duo!

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Gründung von Sinti und Roma Mittelweser (e.V.) gibt der Tagung des Interessenverbunds Weser-Ems im Nienburger Kulturwerk nachhaltige Wirkung

Große Resonanz seitens der niedersächsischen Sinti erfreute sich die Tagung des Interessenverbunds Weser-Ems der Sinti und Roma am vergangenen Wochenende im Nienburger Kulturwerk. Angehörige der in Deutschland als nationale Minderheit anerkannten Bevölkerungsgruppe aus Leer, Celle, Hannover und der Mittelweser-Region waren auf Einladung des Arbeitskreises Gedenken nach Nienburg gereist, um sich über ihre soziale Situation auszutauschen und Fragen der gesellschaftlichen Teilhabe zu erörtern. Die vom Arbeitskreis und dem Sinti-Verein Ostfriesland gemeinsam und mit Unterstützung des Kulturwerks organisierte Tagung hatte nach Angaben des Leeraner Vorsitzenden Michael Wagner das „Empowerment” zum Ziel, die stärkere Befähigung der Minderheit, am sozialen, kulturellen und politischen Leben der Gesellschaft teilzunehmen. Hierzu sei die Selbstorganisation vor Ort eine wesentliche Voraussetzung, hatte Wagner bei seiner Eröffnungsrede erklärt.

Wagners Appell wurde von ausnahmslos allen Referenten unterstützt. Gekommen waren unter anderem Thomas Jung, Pfarrer der Nienburger Sankt-Bernward-Gemeinde, Bernd Grafe-Ulke vom niedersächsischen Projekt „Kompetent gegen Antiziganismus” und Ralf Küper von der Landesschulbehörde. Probleme der gesellschaftlichen Integration, der Wohnungssuche, der Chancengleichheit in Schule und Berufsausbildung und beim Umgang mit Behörden wurden in einer Podiumsdiskussion thematisiert und in Arbeitsgruppen vertieft. Dabei stellte sich heraus, dass Ausgrenzung und Benachteiligung von Sinti und Roma in allen beteiligten Städten in ähnlichem Maße erfahren werden.

Vor diesem Hintergrund berichteten Tagungsteilnehmer aus Nienburg über ihre Initiative zu einer Vereinsgründung unter dem Namen „Sinti und Roma Mittelweser e.V.” Unterstützt vom Arbeitskreis Gedenken, waren sie im Vorfeld der Konferenz zusammengekommen, um eine Satzung, einen Antrag auf Gemeinnützigkeit und ein erstes Arbeitsprogramm zu beschließen. Auch ein Vorstand sei bereits gewählt worden. Der Verein plane noch für dieses Jahr eine Veranstaltung zur weiteren Mitgliederwerbung. Daneben wolle man Kontakte zur Stadt und zum Landkreis knüpfen und sich mit anderen Einrichtungen auch interkulturell vernetzen.

Zum Abschluss der Konferenz zogen die Veranstalter und das Team des Kulturwerks eine positive Bilanz der Veranstaltung. Einen erfreulichen Schlusspunkt setzte eine gemeinnützige Maßnahme: die übrig gebliebene Tagungsverpflegung wurde über die sozialen Netze und ,,Nienburg hilft” an hilfsbedürftige Familien verteilt. Und durch die Gründung des Vereins “Sinti und Roma Mittelweser (e.V.) erhält die 2. Netzwerktagung des Interessenverbunds Weser Ems eine nachhaltige Wirkung!

“Unter uns?” – Ausstellung der Sinti in Ostfriesland und Leer bis 25. Januar 2019

Aufgrund des großen Publikumsinteresses wird die Ausstellung “Unter uns? – Sinti in Ostfriesland und Leer” in der Gedenkstätte Ahlem verlängert. Sie ist noch bis zum 25. Januar 2019 zu sehen. Mitglieder des 1. Sinti-Vereins Ostfriesland haben diese Ausstellung initiiert und in Zusammenarbeit mit dem Heimatmuseum und der Stadt Leer in hohem Maße an der Entstehung mitgewirkt.

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Foto: Andreas Mischok

 

 

 

 

 

 

Das Foto zeigt Schülerinnen und Schüler des 11. Jahrganges der Sophienschule Hannover und Vertreterinnen und Vertreter des 1. Sinti-Vereins Ostfriesland aus Leer. Die Gedenkplatte zur Erinnerung an die Deportation der Sinti aus Hannover wurde 2018 zum 75. Jahrestag der Deportationen in der Gedenkstätte Ahlem bei Hannover eingeweiht.

Inhaltlich geht es bei der Ausstellung vor allem um die Nachkriegsgeschichte der Sinti im ostfriesischen Raum, darin nicht nur um die fortgesetzte Ausgrenzung und die Aufklärung über langlebige Vorurteile. Die Präsentation gibt auch interessante Einblicke in die Entwicklung der Sinti in Ostfriesland und ihre heutige Situation. Sie zeigt, was mit Initiative und Engagement für die nationale Minderheit erreicht werden kann.

Auf Einladung der Gedenkstätte Ahlem waren vom 19.11. bis zum 23.11. Vertreterinnen und Vertreter des 1. Sinti Vereins Ostfriesland in Hannover zu Gast und haben mit mehr als 150 Teilnehmenden Workshops zu Inhalten der Ausstellung durchgeführt. Vertreterinnen und Vertreter der Sinti kamen so in einen intensiven Austausch mit Angehörigen der Bundeswehr, Schülerinnen und Schülern, sowie Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern.

Auskunft über Workshop-Angebote und Besuche durch Gruppen können über die Webseite der Gedenkstätte eingeholt werden: http://www.gedenkstaette-ahlem.de