Sind wir immer noch Bürgerinnen und Bürger zweiter Klasse?

“Sind wir immer noch Bürgerinnen und Bürger zweiter Klasse?” fragen Roma im heutigen Europa und fragt mit ihnen Regisseur Samuel Lajua in seinem außergewöhnlichen Doku-Film. Am Dienstag, 18.7. 2017, um 21:45 strahlt ARTE ihn aus.

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Menschenrechtsaktivist Vicente Rodriguez Fernandez aus Spanien © Stephan Massis

Rassismus und Nationalismus in Europa führen zu staatlich organisierten Zwangsvertreibungen, Gewalt und verschärfter Diskriminierung. Im Zentrum des Films steht die Vertreibungspolitik des damaligen französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy im Jahr 2010. Ein treffendes Beispiel für die seit Jahrhunderten andauernde Sündenbockfunktion der Roma und in Deutschland auch der Sinti in der Politik.

Mit der Osterweiterung der EU hat sich die Situation keineswegs verbessert. Bildungschancen, Zugang zu Gesundheitsversorgung, Ausgrenzung, Übergriffe und Zwangsvertreibungen gegen Roma-Minderheiten in zahlreichen osteuropäischen Mitgliedsstaaten haben sich eher verschlimmert. Dem Film gelingt es sehr gut, allzu einfache Antworten auf komplizierte Fragen zu vermeiden und stattdessen zu beleuchten, warum die seit Jahren laufenden Förderungsmaßnahmen der EU so bitter scheitern. Es kommen Menschen zu Wort, die täglich von Diskriminierung und Ausgrenzung betroffen sind, aber auch Aktivisten gegen Antiziganismus und für Menschenrechte in Europa. Der Film leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Auseinandersetzung mit dem Antiziganismus als einem Problem der Mehrheitsgesellschaften.